Zoll- und Export-Compliance – nur der Weihnachtsmann braucht keine Zollanmeldung

Wenn der erste Schnee fällt und die Playlists wieder „Last Christmas“ spielen, denken viele an Glühwein und Geschenkpapier – nicht an Zolltarife.
Doch zoll- und außenwirtschaftsrechtliche Regeln verändern sich schnell und sind eng mit Sanktionen, Exportkontrollen und nationaler Politik verknüpft. Fehler in der Zollabwicklung können Lieferstopps, hohe Bußgelder oder strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

Warum jetzt handeln?

Die Weihnachtszeit ist Hochsaison für Pakete und grenzüberschreitenden Handel; Black Friday und Cyber Week treiben das Volumen in die Höhe, was zu mehr Prüfungen und längeren Abfertigungszeiten führen kann. Fehler bei Warentarifnummern, Ursprung oder Wertangaben führen zu Verzögerungen, Nachforderungen und zusätzlichen Kosten — genau das, was Sie zum Jahresende vermeiden wollen.

Zölle wirken direkt auf Preise und Margen

Zölle sind kein abstraktes Thema: Sie beeinflussen Einkaufspreise, Endkundenpreise und damit die Kauflaune auch zur Weihnachtszeit.
So wurden die Einfuhrzölle für aus der EU in die USA eingeführte Süßwaren im Jahr 2019 beispielsweise auf 25 Prozent erhöht. Die damit zwangsläufig einhergehenden Preissteigerungen führten dazu, dass die gesamte deutsche Süßwarenbranche in den ersten beiden Quartalen 2020 in den USA 30 Prozent Umsatz verloren hat. Als Unternehmen, zu dessen wichtigsten Absatzmärkten die USA gehören und das entsprechend starke Handelsbeziehungen dorthin führt, bekommt auch die Lambertz-Gruppe die Auswirkungen zu spüren. Die Henry Lambertz GmbH & Co KG ist die älteste Süßwarenmarke Deutschlands und bekannt für Lebkuchenspezialitäten und Aachener Printen.

Für Lambertz bzw. für die ganze Süßwarenindustrie hat das Exportgeschäft eine enorme Bedeutung. Viele Firmen exportieren 40 bis 50 Prozent ihrer ganzen Produktionen ins Ausland. Lambertz liegt mit den saisonalen Weihnachtsspezialitäten etwa bei 25 Prozent Exportanteil. Auch im Jahr 2025 betragen die Zölle für die Güter, die in die USA aus Europa eingeführt werden, 15 %. Die Auswirkungen auf Exporte sind hinlänglich bekannt, betroffen sind aber nicht nur Autos und Kfz-Zubehör, sondern z.B. auch Süßwaren. Exporteure sind von den Zöllen betroffen, da sich Ihre Produkte im Ausland so verteuern, dass die Umsätze signifikant sinken.

Aber auch Importeure und Endverbraucher sind betroffen. Aktuell spüren das auch die US-Amerikaner. Mehr als 80 Prozent der US-amerikanischen Haushalte ziehen einen künstlichen Weihnachtsbaum einem echten vor – so behauptet es die American Christmas Tree Association. Doch dieses Jahr kosten künstliche Tannen ca. 15 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Das hat einen einfachen Grund: In der Weihnachtsindustrie kommen seit jeher 90 Prozent der Dekorationsartikel aus China. Die USA erheben aber nun so hohe Zölle wie seit 90 Jahren nicht, auf fast sämtliche Einfuhren weltweit. Die deutschen und chinesischen Waren sind somit nicht die einzigen, die sich für die Amerikaner verteuert haben.

Nebeneffekt der Verteuerung chinesischer Billigimporte in den USA ist eine Flutung des europäischen Marktes mit chinesischer Ware. Der Online-Handel hat in den vergangenen Jahren zu einem exponentiellen Anstieg bei Lieferungen kleiner Warenpakete mit geringem Wert in die EU geführt. Laut EU-Kommission kamen 2024 täglich rund zwölf Millionen Pakete in der EU an – deutlich mehr als in den beiden Vorjahren. Hiergegen setzt die EU nun auch Zölle ab Juli 2026 ein. Temu, Shein oder Ali Express: Bisher konnten Pakete im Warenwert von bis zu 150 Euro zollfrei nach Europa gelangen – das führt laut EU zu Verpackungsmüll und Betrug. Künftig wird daher eine Abgabe auf Billigimporte fällig werden.

Allerdings sind nicht alle Sendungen aus China gleichermaßen betroffen. Zölle werden nach Warenart erhoben; bei manchen Produkten betragen die Kosten 10 %, bei anderen nur 4,5 % des Warenwertes. Andere Kategorien sind wiederum ganz von Zöllen befreit, dazu gehören unter anderem auch Smartphones, Tablets und Notebooks. Für diese zahlt man bereits jetzt keine Zollkosten, selbst wenn sie mehr als 150 Euro kosten.

Aufgrund der aktuellen weltweiten Handelsstreitigkeiten gehört die Zollpolitik leider wieder zum bestimmenden Thema für Exporteure, Importeure und Logistiker. Handelspolitische Maßnahmen oder Tarifänderungen können Kosten drastisch erhöhen und Lieferketten verändern.

Export- oder Zoll-Compliance

Sie fragen sich vielleicht, ob Sie sich tatsächlich mit Zoll-Compliance beschäftigen müssen? Zunächst eine kurze begriffliche Abgrenzung:

Zoll-Compliance: Was gehört dazu?

  • Zolltarifierung und Zollwert: Klassifizierung nach Zolltarif und korrekte Wertermittlung zur Vermeidung von Nachforderungen und Bußgeldern.
  • Ursprung und Präferenzen: Verwaltung von Lieferantenerklärungen, Präferenznachweisen und Freihandelsabkommen zur Nutzung von Zollbegünstigungen.
  • Formale Abwicklung: Qualitätssicherung von Ein- und Ausfuhranmeldungen, Bewilligungen (z. B. AEO), Lager-/Verfahren (z. B. Zolllager, aktive Veredelung).
  • Audit-Readiness: Aufbau interner Richtlinien, Kontrollen und Schulungen; Schnittstelle zu Zollprüfungen und Nacherhebungen.

Diese Punkte sind zollrechtlich geprägt und unterscheiden sich vom exportkontrollrechtlichen Fokus auf Genehmigungen und Embargos.

Export-Compliance: Was gehört dazu?

  • Exportkontrolle und Genehmigungen: Prüfung, ob Güter/Technologien genehmigungspflichtig sind (Dual-Use), Antragstellung beim BAFA und Einhaltung von Auflagen.
  • Sanktions- und Embargoprüfung: Screening von Kunden, Ländern und Transaktionen gegen Sanktionslisten; Bewertung von Geschäftsbeziehungen in Risikoländern.
  • Endverbleib und Risikoanalyse: Endverbleibenserklärungen (EVE), Nutzungszweck, Re-Export-Risiken; Aufbau eines Export-Compliance-Systems mit klaren Rollen und Kontrollen.
  • Management-Nähe: Direkte Unterstützung der Geschäftsleitung bzw. des Ausfuhrverantwortlichen, um Haftungsrisiken durch organisatorische Defizite zu vermeiden.

Export-Compliance adressiert außen- und sicherheitspolitische Vorgaben und geht über reine Zollformalitäten hinaus. Aber auch Zoll-Compliance bedeutet weit mehr, als Formulare korrekt auszufüllen. Es geht um die Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften im grenzüberschreitenden Warenverkehr, von der korrekten Warentarifierung über Ursprungserklärungen bis hin zur formalen Abwicklung. Fehler oder Versäumnisse können schnell zu Lieferverzögerungen, Beschlagnahmungen oder Strafverfahren führen. Und: Die Verantwortung liegt immer beim Unternehmen, nicht beim Spediteur oder Dienstleister.

Rechtliche Risiken und Reputation

Zoll- und Exportverstöße können nicht nur Geldstrafen nach sich ziehen, sondern auch Ermittlungen und Image Schäden verursachen. Zollstrafrechtliche Konsequenzen treffen Logistiker und Exporteure hart — Prävention mit einem risikoorientierten Compliance-System ist der beste Schutz.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind besonders gefährdet. Fehlendes Wissen über Zollrecht oder unzureichend geschulte Mitarbeitende führen häufig zu vermeidbaren Risiken. Dabei kann bereits ein einfacher Compliance-Check Risiken sichtbar machen und eine gezielte Weiterbildung helfen, Prozesse abzusichern und Haftungsrisiken zu minimieren.

Compliance als Wettbewerbsvorteil

Ein strukturiertes Compliance-Management-System reduziert operative Risiken, verbessert Planbarkeit und kann Lieferzeiten verkürzen sowie Kosten durch Nachprüfungen und Strafen vermeiden. Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter erhöhen das Bewusstsein und die Fachkompetenz im Unternehmen und Schaffen interne Kontrollmechanismen.

Eine Weiterbildung zum Certified Export Compliance Officer oder zum Certified Zoll Compliance Officer schafft für Sie und das Unternehmen, in dem Sie beschäftigt sind, unmittelbare Vorteile:

Mit einer Weiterbildung zum Certified Zoll Compliance Officer oder Certified Export Compliance Officer erhalten Sie

  • Konkrete Handlungskompetenz in Exportkontrolle, Warentarifierung und Dokumentation
  • Sofort anwendbare Tools für Risikoanalyse und interne Audits
  • Fachlichen Austausch mit unserem Export Compliance Experten
  • Unternehmensnutzen: geringere Prüfungsrisiken und eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Behörden.

Fazit: Jetzt handeln ist eine Win-win-Situation für Mitarbeitende und Unternehmen.

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